Sonntag, 21. November 2010

Die Rosacea am Auge - Teil 1: Grundlagen

Dieser Artikel ist, zusammen mit Teil 2 und Teil 3, eine Zusammenfassung dieses Papers:
Alvarenga L. S., Mannis M. J., Ocular Rosacea, The Ocular Surface, Januar 2005, Vol. 3. No.1, p. 41-58


Woher kommt der Begriff und was ist eine Rosacea?

Der Begriff kommt vom lateinischen Wort rosaceus (rosig). Dies beschreibt das Aussehen von vielen Patienten mit dieser Erkrankung. Das Gesicht wirkt gerötet und vor allem die Nase kann rot und etwas verformt sein.
Die Rosacea ist eine chronische Hauterkrankung unklarer Ursache, die einhergeht mit Hautrötung, erweiterten Blutgefässen und kleinen entzündeten Hautstellen. Diese Veränderungen treten vor allem an den Wangen, dem Kinn, der Nase und an der Stirn auf. Häufig ist das Auge bzw. die Augenoberfläche mit betroffen.


Klinische Klassifikation für primäre und sekundäre Zeichen
(„National Rosacea Society Expert Committee“)


Primäre Zeichen
  • Vorübergehende Rötungszustände
  • Permanente Rötungszustände
  • Entzündete Hautstelle mit und ohne Eiter
  • Erweiterte Blutgefässe

Sekundäre Zeichen
  • Brennen und Stechen der Haut
  • Rote Plaques
  • Trockenes Aussehen der Gesichtshaut
  • Schwellungen im Gesicht
  • Augenbeteiligung
  • Blumenkohlartige Veränderungen der Gesichtshaut speziell der Nase

Vorkommen und Häufigkeit

Es wird angenommen dass ca. 10% der Bevölkerung an Rosacea leiden und dass die Hälfte davon Beschwerden am Auge entwickeln. Man nimmt an, dass die Rosacea bei Männern und Frauen gleich häufig vorkommt. Es gibt aber Studien die zeigen, dass Frauen von dieser Hauterkrankung deutlich häufiger betroffen sind. In Bezug auf die Augenbeteiligung geht man von einer gleich häufigen Erkrankungsrate bei Mann und Frau aus.
Die Erkrankung beginnt in der Regel ab dem 30. Lebensjahr und tritt am häufigsten zweischen 40-60 Jahren auf. Die Rosacea kann auch bei Kindern auftreten, aber sehr viel seltener. Davon betroffen sind vor allem hellhäutige Menschen.

Klinische Zeichen

Die ersten Zeichen einer Rosacea sind in der Regel sehr diskret. Es ist deshalb für den Hautarzt, aber auch für den Augenarzt, nicht einfach die Erkrankung immer gleich zu erkennen.

Typische Hautveränderungen

  1. Vorübergehende Hautrötungen im Gesicht ohne Jucken.
    Diese Veränderungen treten häufig nach Sonnenexposition, kaltem oder heissem Wetter, heissem Bad, scharfem oder stark gewürztem Essen, Alkohol und starken Emotionen (z.B. Stress, Lachen, Gefühl der Verlegenheit).
  2. Nicht-vorübergehende Hautrötungen im Gesicht und Gefässerweiterungen
    Diese Veränderungen sind ein Frühzeichen, welche sich dann weiter in Hautentzündungen entwickeln können (Pusteln).
  3. Papeln und Pusteln
    Papeln und Pusteln sind Hautveränderungen die an die Akne erinnern. Der Unterschied besteht darin, dass bei der Rosacea keine Komedone (schwarze Punkte) in den Papeln und Pusteln zu finden sind. Durch diesen Unterschied lassen sich die beiden Erkrankungen unterscheiden.
  4. Knollenartige Wucherungen
    Diese Veränderungen treten durch Vernarbungen des Hautgewebes und durch eine Vergrösserung der Talgdrüsen auf. Die Haut verdickt sich und es entstehen knotige, knollige Veränderungen. Am häufigsten tritt diese Veränderung an der Nase auf, aber auch am Kinn, an der Stirn, an den Ohren oder den Lidern ist ein solcher Gewebeumbau möglich.

Augenveränderungen

Patienten mit einer Augenbeteiligung bei Rosacea klagen häufig über ein Fremdkörpergefühl, Schmerzen, Brennen, Lichtscheu, Jucken, Tränen und auch Rötung. Beide Augen sind in der Regel betroffen. Augen- und Hautbeteiligung können sehr unterschiedlich sein, das heisst die Haut kann kaum betroffen sein und das Auge stark oder umgekehrt.

Typische Augenveränderungen

  1. Lidveränderungen
    • Erweiterte Blutgefässe und Rötungen am Lidrand sind in 50-94% vorhanden. Zudem findet man häufig eine Meibomdrüsendysfunktion (MGD = „Meibomian gland dysfunction“) mit trübem Meibomsekret, welches die Neigung hat sich zu verdicken. Dies kann so weit gehen, dass die Ausführungsgänge blockiert werden. Die MGD findet sich in 92% der Rosaceapatienten. Etwa die Hälfte der Rosaceapatienten haben eine vordere Lidrandentzündung (Blepharitis). Häufig finden sich bei diesen Patienten auch „Urseli“ (Hagelkörner, Hordeola) und Gerstenkörner (Chalazien).
  2. Bindehautveränderungen
    • Bindehautrötungen sind in 50% der Rosaceapatienten zu finden. Dies ist ein typisches Zeichen für den entzündlichen Vorgang an der Augenoberfläche. In etwa 10% der Fälle kommt es zu narbigen Veränderungen.
  3. Entzündungen der Episklera und der Sklera
    • Die Episkleritis ist eine Entzündung einer speziellen Haut zwischen der Bindehaut und der Lederhaut. Es handelt sich dabei um ein lockeres Gewebe mit vielen Blutgefässen.
    • Bei der Skleritis entzündet sich die Lederhaut. Die Lederhaut besteht aus einem kompakten Bindegewebe und ist der Stützapparat des Auge. Wenn man aufs Auge schaut ist ein Teil der Lederhaut im Lidspaltenbereich als weisses Gewebe erkannbar.
  4. Hornhautveränderungen
    • Hier kann es zu entzündlichen Veränderungen mit Trübung der Hornhaut kommen. Zudem sieht man häufig ausgedehnte Blutgefässzunahmen im unteren Bereich der der Hornhaut. Da die Entzündungen bei Rosacea an der Hornhaut selten auch sehr heftig ablaufen können und eine solche Entzündung auch gelegentlich zu einem Hornhautloch führen kann, muss ein Rosaceapatient bei jeder schweren Entzündung zum Augenarzt.
    • Typisch sind immer wiederkehrende Entzündungen der Hornhaut mit einer Verdünnung und Vernarbung der Hornhaut in dieser Region. Kommt es zur Ausbildung einer solchen Vernarbung zentral auf der Hornhautmitte, so kommt es natürlich zu einer Sehverminderung.
    • Viele Patienen mit einer Augenbeteiligung bei Rosacea haben einen instabilen Tränenfilm und eine veränderte Tränenproduktion - und so haben diese Patienten häufig auch ein Trockenes Auge. Häufig sind dann die Meibomdrüsen betroffen und so ändert sich die Ölzusammensetzung des Meibomsekrets. Es werden mehr Triglyzeride und freie Fettsäuren gebildet was den Tränenfilm stört. Vor allem die freien Fettsäuren sind toxisch und fördern die Entzündung am Auge (Stimulation der weissen Blutkörperchen).

Weiter zu Teil 2 dieses Artikels

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