Montag, 12. September 2011

In eigener Sache (02): Neulich, im Restaurant

Vorwegschicken möchte ich, dass es selbstverständlich nicht meine Art ist, im Restaurant an den Nebentischen zu lauschen. Andererseits kommt man manchmal halt nicht umhin, mitzuhören - und wenn es dann um Augenheilkunde geht, dann hört man halt doch hin...

Wie auch immer, wir waren neulich schön essen und am Nebentisch waren drei Personen, ein älteres Ehepaar und eine jüngere Person. Irgendwann muss das Gespräch dann auf die üblichen Gebrechen des fortgeschrittenen Lebensalters gekommen sein, und der ältere Herr erzählte, dass er auch mit seinen Augen so Mühe habe.

Unterstützt von bestätigenden Einwürfen seiner Frau erzählte er, wie lästig doch das Tränen seiner Augen sei, das zeitweilige schlechte Sehen, das Jucken. Und vor allem im Winter oder beim Spazierengehen sei das verrückt, wie schnell das Tränen anfange. Sehr einschränkend und sehr störend.

Für mich war da schon mal ein Verdacht gegeben - eine Meibomdrüsendysfunktion ist sehr wahrscheinlich und sollte entweder ausgeschlossen oder behandelt werden.

Der Herr erzählte weiter, dass er seinen Augenarzt zu seinen Beschwerden konsultiert habe - nun wurde es interessant. Der Augenarzt habe ihm dann auch schnell gesagt, dass ein Grauer Star seinen Beschwerden zugrundeliege und nur eine Operation helfe.

Nun kann ein Patient im fortgeschrittenen Alter natürlich einen Grauen Star haben. Und dieser gehört, wenn er genügend ausgeprägt ist, auch operiert. Aber ein Grauer Star als Ursache für winterliches Augentränen? Hmmmm...

Der Patient selbst schien auch Zweifel zu haben. Er erzählte, sich auf jeden Fall eine Zweitmeinung einholen zu wollen und zwar, weil "sein" Augenarzt nicht selbst operiert, bei einem anderen Augenarzt, der dann im Zweifelsfall auch die Staroperation durchführen könnte.

Ich bin nicht sicher, ob der Weg dann wirklich zielführend ist. Die Frage für mich ist dann aber auch immer: Was macht man in einer solchen Situation? Macht man nichts, lässt man die Leute sehenden Auges ins Unglück rennen. Sagt man etwas ist klar, dass man (absichtlich oder nicht) ein halbprivates Gespräch belauscht hat.
Arzt zu sein hat so seine moralischen Fallstricke, wie auch George Bernhard Shaw schon wusste. Ich hatte mich auf jeden Fall dafür entschieden, höflich zu bleiben und mich nicht einzumischen...

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