Sonntag, 31. Oktober 2010

Das Trockene Auge erklärt - Teil 1: Grundlagen

Das Trockene Auge ist eines der häufigsten Krankheitsbilder in der Augenheilkunde überhaupt. Es handelt sich dabei um eine entzündliche Erkrankung der Augenoberfläche, welche das ganze Jahr mehr oder minder stark auftreten kann. Häufig sind ältere Menschen davon betroffen. Die Patienten klagen unter anderem über Brennen, Sandgefühl, Sehstörungen und rote Augen. 

Beim Trockene Auge handelt sich um eine Befeuchtungsstörung des Auges, leider oft unklarer Ursache. Befeuchtungsstörungen der Augenoberfläche treten dann auf, wenn der Tränenfilm in seiner Zusammensetzung und/oder Menge unzulänglich ist. Der Tränenfilm kann dann seinen Funktionen wie Verhindern von Verdunstung, Bildung und Erhaltung einer optisch glatten Oberfläche, Versorgung der Oberflächenzellen mit Nährstoffen (Sauerstoff, Zucker, etc.) sowie Abtransport von Stoffwechselabfallprodukten nicht mehr nachkommen.

Der Tränenfilm bedeckt den vorderen Anteil des Auges und garantiert im Idealfall eine optimale Befeuchtung der Augenoberfläche. In der Vergangenheit wurde der Tränenfilm als dreischichtige Struktur betrachtet - diese schematische Darstellung ist zum Verständnis völlig ausreichend, es sei jedoch erwähnt, dass laut neueren Erkenntnissen z.B. die Muzinschicht und die wässrige Schicht ineinander übergehen und eine Interaktion stattfindet.
Die "klassischen" 3 Schichten sind:

  1. Die Schleimschicht (Muzinschicht). Diese ist dem Auge am nächsten und haftet direkt den Oberflächenzellen der Bindehaut und der Hornhaut an.
  2. Die wässrige Schicht. Diese wird in der Tränendrüse produziert (die anderen Schichten nicht!) und sorgt für ein konstantes Angebot an Nährstoffen.
  3. Die Ölschicht (Lipidschicht). Diese bildet den Abschluss des Tränenfilms gegen die Luft bildet und verhindert so eine zu starke Verdunstung der wässrigen Schicht.


Störungen des Tränenfilms bedeuten in der Regel, dass entweder zu viel Wasser verdunstet oder zu wenig Wasser produziert wird. Beides führt zu einer Konzentration des Tränenfilms, der Anteil der aktiven Teilchen im Tränenfilm steigt (erhöhte Osmolarität). Eine Entzündungsreaktion ist die Folge.

Unter dieser Entzündungsreaktion leiden vor allem die schleimproduzierenden Oberflächenzellen, was zu einer verminderten Produktion von Muzinen führt. Die Muzine sind sowohl für die Gleitfähigkeit des Tränenfilms als auch für immunologische Prozesse am Auge wichtig. Die erhöhte Osmolarität führt zudem zur Schädigung und zum Austrocknen der Augenoberfläche, zur Aktivierung von Entzündungszellen (den sogenannten T-Zellen) und zur vermehrten Bildung von entzündungsfördernden Signalstoffen, wie zum Beispiel Interleukin-1 (IL-1) und Tumornekrosefaktor alpha (TNF-α).


Weiter zu Teil 2 dieses Artikels 

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