Montag, 8. Mai 2017

Ich finde keinen Augenarzt - was tun?

Ich sollte in diesem Blog eigentlich monatlich (mindestens!) etwas schreiben, und nicht nur alle 5 Jahre (ist das wirklich schon so lange her?). Aber wie schon John Lennon bemerkt hat "Life is what happens to you while you are busy making other plans..."

Wie auch immer, heute werde ich mich nun mal eines Themas annehmen, das vielen Menschen auf den Nägeln brennt, ein Thema zu dem ich auch heute noch Emails bekomme, obwohl der Blog von mir ja nicht gut gepflegt wurde: Was kann man selber machen?

Selbstdiagnose?

Typischerweise schreiben mir Patienten, die schon unglaublich lange mit ihren Augenproblemen von Pontius zu Pilatus gehen. Oft ist dann die Frage:
Kann das auch ein Befall mit Demodex-Milben sein? Was kann ich tun?
Früher habe ich dann oft geantwortet, dass die Diagnose des Demodex-Befalls ja nun keine Rakentenwissenschaft ist, und man doch einfach einen Augenarzt suchen soll, der das macht. Nur hat sich dann herausgestellt, dass das gar nicht so einfach ist. Sogar in Ambulanzen von Universitätskliniken wurden manche Patienten mit ihrem Ansinnen abgewiesen und (so sehe ich das zumindest) mit dem Problem weitgehend alleingelassen.

Eigentlich braucht man nur ein Mikroskop und eine Pinzette. Wir haben (ich kann das jetzt auch mal gestehen) einfach ein uraltes, preiswertes, optisch und mechanisch exzellentes Zeiss-Mikroskop gekauft, das ist eine überschaubare Investition mit grossem Nutzen (und ich hatte sehr gute Erfahrungen mit www.thilo-immel-optics.de gemacht). 

Also, die Diagnose wäre einfach, ist sie aber nicht, weil offenbar niemand ein Mikroskop hat.
Die Anfragen, die ich bekomme, stammen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, und in der Regel ist es den Patienten nicht möglich, einfach mal in Emmenbrücke einen Termin zu vereinbaren, diese Option fällt also auch weg.

Fernheilung?

Als Ärztin widerstrebt es mir sehr, Therapievorschläge zu machen, ohne die Patienten gesehen zu haben, ohne zu wissen, was genau vorliegt, ohne untersuchen zu können, ob vielleicht etwas ganz anderes am Auge passiert - ich halte es fast für unethisch, irgendwelche Ratschläge zu geben, die auf meist sehr unvollständigen Informationen beruhen.

Andererseits ist es auf alle Fälle unethisch, überhaupt keine Hilfsbemühung zu machen. Und wohl wissend, dass die möglicherweise eine rechtliche Grauzone ist, schreibe ich den Patienten oft, was andere Patienten vorher gemacht haben. Es muss aber klar sein, dass dies kein Therapievorschlag für das Leiden des spezifischen Patienten sein kann (dessen Leiden ich ja gar nicht wirklich beurteilen kann). Es ist vielmehr eine Vorgehensweise für einen Therapieversuch, den ein mündiger Patient durchaus selbst durchführen kann.

Idealerweise werden alle Therapien des Demodexbefalls nur durchgeführt, wenn der Demodexbefall auch nachgewiesen ist. Wenn das aber nun nicht möglich ist? Dann haben andere Patienten in der Vergangenheit diesen Therapieversuch mit Teebaumölpräparaten durchgeführt:
Man kann meines Erachtens der unten beschriebenen Teebaumöl-Therapie ruhig mal eine Chance geben, wenn es nichts nützt dann hat es auch nicht geschadet (sofern man vorsichtig vorgeht). 
Da Teebaumöl selbst sehr irritierend für die Schleimhäute ist, empfehle ich, es AUF KEINEN FALL unverdünnt oder in relativ hoher Konzentration anzuwenden. Manche Studien haben Verdünnungen (z.B. mit Macadamiaöl) empfohlen, aber auch das scheint nicht unbedingt nötig. 
Ich gebe meinen Patienten das Produkt "Navi-Blef" ab. Das enthält zwar sehr wenig Teebaumöl, funktioniert aber erstaunlicherweise sehr gut. Das Produkt ist in Frankreich und der Schweiz zugelassen, in Deutschland m.W. nicht. Das macht aber nichts, die meisten Apotheken können das besorgen. (Kostet in der Schweiz ca. €15 — ich habe es in Deutschland für 11–12€ gesehen).
Das Produkt bitte nach Anleitung an den Augen benutzen, bis es leer ist. Das dauert so ca. 3 Wochen, und eine Verbesserung sollte bis dahin wenigstens spürbar sein, sonst muss man das halt als Fehlversuch werten. 
Zusätzlich sollte man Gesicht und Haare mit normalem Teebaumölshampoo (Reformhaus) häufig waschen (und dabei gut einwirken lassen!), da die Milben sonst wieder aus Kopfhaaren und Gesichtsflaum einwandern können. 
Ich will nicht verhehlen, dass uns Patienten einerseits zwar spektakuläre Erfolge bis hin zum Verschwinden aller Probleme berichten, dass aber es durchaus auch Fälle gibt, in denen der Erfolg sehr überschaubar bzw. gar nicht vorhanden ist. 
WENN das Problem von den Milben kommt, dann wird das Teebaumöl wahrscheinlich helfen, und einen Versuch ist es wert.


Wie gesagt, aus meiner ärztlichen Sicht wäre es idealer, vor einem Therapieversuch eine Diagnostik durchgeführt zu haben. Aber die Welt ist ja nicht immer ideal.


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